Wenn Azubis Azubis auswählen

ISOTEC | KÜRTEN

Moritz Keuser, Auszubildender

(Jahrgang 2001) begann nach der Höheren Handelsschule in Bergisch Gladbach im August 2020, also mitten in der Corona-Zeit, seine Ausbildung zum Industriekaufmann bei Isotec.

Jennifer Kokoschka, Recruiting

ist seit 2017 in der zuständig für das Recruiting für die Isotec-Zentrale und für sämtliche technischen Mitarbeiter der gesamten Gruppe. In ihrer Verantwortung liegt auch die Vermarktung der firmeninternen Akademie.

Bei der Isotec GmbH in Kürten stehen selbstständiges Arbeiten und Gemeinschaftssinn im Fokus.

Schuhe sind immer zu groß, zu klein, zu breit oder zu eng. Für Moritz Keuser ein klares Geschäftsmodell: Der Kundenfuß wird gescannt und der Schuh nach Maß anschließend im 3D-Drucker gefertigt. „Mo’s Shoes“ nannte er sein Konzept, mit dem er über Franchising Kunden in der ganzen Welt hätte beglücken können. Gedacht war die Idee allerdings nur für das Bewerbungsgespräch bei Isotec. Dort aber hatte sie ihren Anteil daran, dass er die Ausbildungsstelle erhielt. Auch wenn Isotec sich mit feuchten Wänden in Gebäuden und nicht mit Pumps beschäftigt – es ging um Kreativität und die Eigeninitiative, sich damit zu beschäftigen, was denn wohl Franchising ist.

Was ist denn Franchising nun?

Franchising ist ein auf Partnerschaft basierendes Vertriebssystem, bei dem Unternehmer ein etabliertes Geschäftskonzept gegen eine Gebühr nutzen dürfen. Der Franchisenehmer darf für diese Dauer den Namen, das Design und die Geschäftsidee verwenden, um Waren zu verkaufen oder Dienstleistungen zu vertreiben. Die größten Franchise-Unternehmen sind Fastfoodketten wie Subway und McDonalds. In Deutschland nutzen zum Beispiel Ihr Platz, Fressnapf und die Schülerhilfe Das Franchising-System.

Die Frage nach der Geschäftsidee war nicht das einzig Besondere bei Moritz‘ Bewerbungsgespräch. Ebenso besonders war, dass über die Auswahl des passenden Bewerbers die Auszubildende des Vorjahres mitbestimmte. Was genau das praktisch bedeutet, wusste Moritz erst ein gutes Jahr später: Vier Monate seiner Azubi-Zeit verbrachte er damit, einen Nachfolger zu suchen und auszuwählen. „Ein absoluter Sprung ins kalte Wasser“, sagt er. „Das war natürlich komplett neu für mich – aber auch sehr spannend!“

Moritz verfasste die Stellenanzeige, schaltete Anzeigen, machte höchstpersönlich Werbung. Er gab einer Karriere-Zeitschrift ein Interview, entwarf und druckte Flyer und verteilte sie an Schulen. Ein Recruiting Video für Social Media Kanälen gehörte auch zum Programm. Und dann lagen auf seinem Schreibtisch plötzlich Bewerbungen. Moritz las Anschreiben, verglich Noten, lud zum Bewerbungsgespräch ein.

Vor dem ersten Gespräch war er aufgeregt, auch wenn ihn zwei erfahrene Kollegen zur Seite standen. „Das erste Mal war auch etwas holprig“, gesteht er. „Ich hatte mir vorher Fragen auf Zettel geschrieben. Das hat aber nicht so gut funktioniert, weil ich zu sehr dran festgehalten habe. Irgendwann habe ich einfach frei geredet – und ab dann wurden es lockere Gespräche.“

 

„Jeder Mitarbeiter soll sich entfalten können und in der Familie zusammenwirken. Nummern gibt es bei uns nicht.“

Wichtig war, dass der Bewerber ins Team passt. „In der Isotec-Familie sind Gemeinschaft und Zusammenhalt sehr wichtig“, sagt Jennifer Kokoschka, die Zuständige für das Recruiting. „Jeder Mitarbeiter soll sich entfalten können und in der Familie zusammenwirken. Nummern gibt es bei uns nicht.“

Das wird auch gefördert: Mit Teamevents für die ganze Zentrale, Sommerfest mit Partner/Familie oder das Projekt „Jobrotation“, für das sich vier Personen, ausgelost aus verschiedenen Abteilungen, an eine Aufgabe mit Schwerpunkt „Essen für alle“ machen. Und wenn gerade mal kein Corona ist, findet jährlich ein Azubi-Wochenende mit allen Azubis aus Zentrale und Partnerunternehmen statt.

Zur „Familie“ gehört aber auch der gemeinsame hohe Qualitätsanspruch dem Kunden gegenüber. Daher hat die Aus- und Weiterbildung hohe Priorität. Im internen Unterricht zusätzlich zur Berufsschule kommen alle Azubis zusammen und können sich austauschen. Darüber hinaus dürfen sie in der hauseigenen Akademie jedes Seminar besuchen, das sie möchten – egal ob zu Technik, Vertrieb oder Persönlichkeitsentwicklung.

So hat Moritz neben seiner Arbeit in den Abteilungen Personal und Marketing – und natürlich der Bewerberauswahl! – sich auch schon angeschaut, wie ein Sanierputz auf die Wand aufgetragen wird und wo dabei die Gefahren liegen. „Wir möchten selbstständige Mitarbeiter und fördern das Lernen und den Blick für das große Ganze“, sagt Jennifer Kokoschka. „Die klassische autoritäre Führung hat in unserer Kultur keinen Platz mehr.“ Moritz wird neben Franchise-Management und Partnerbetreuung auch noch zwei Wochen auf einer der Baustellen verbringen. „Man muss ja verstehen, wofür man eigentlich arbeitet. Die Zusammenhänge zu kennen, ist da schon sehr wichtig“, sagt er.

Nach diversen Bewerbergesprächen in zwei Runden, haben Moritz und seine Kollegen kurz vor Weihnachten ein neues Mitglied für die Isotec-Familie gefunden. Blieb noch eins. „Ich musste dann den anderen mitteilen, dass es leider nicht klappt“, erzählt Moritz. Er rief sie alle persönlich an und gab, wenn gewünscht, auch nochmal Feedback. Erste große Aufgabe als Azubi erledigt! „Also das tollste dabei war, von Anfang an so viel Verantwortung zu haben“, sagt Moritz rückblickend und ergänzt dann noch: „Naja, noch toller war, dass alles geklappt hat und wir jemanden gefunden haben.“ Isotec-Familie halt.

Die Isotec GmbH in Kürten-Herweg ist Experte für die Sanierung von Feuchteschäden und Schimmelpilzbefall an Gebäuden. In der Zentrale in Kürten arbeiten über 40 Mitarbeiter in Verwaltung, Vertrieb, Forschung und Entwicklung sowie Beratung, Recruiting und Marketingunterstützung für die Fachbetriebe. Mehr als 800 weitere arbeiten bei den über 85 regional selbständigen Isotec-Fachbetrieben an über 150 Standorten in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Mallorca.

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